16 Oktober 2012

Ein Kampf für die Komposttoilette?

Ist die Komposttoilette in Österreich verboten? Die Bezirkshauptmannschaft Güssing meint: Ja!

Genaugenommen soll das Kompostieren von Fäkalien in Österreich verboten sein sagt ein Bescheid der BH Güssing. Das steht zwar nicht im Gesetz, aber Fäkalien sind nicht als Ausgangsstoff zur Kompostierung zugelassen. Das steht zwar auch nicht im Gesetz, aber Fäkalien sind nicht als Ausgangsstoff zur Kompostierung angeführt und daher nicht zulässing. So meinte der zuständige Beamte bei der "Kompostverhandlung". Die Strafe für die nicht ordnungsgemäße Entsorgung unserer Auscheidungen beträgt übrigens 320 Euro.

Wie fing alles an?


Bis vor Kurzem hatte ich noch nichts von Komposttoiletten gehört. Im Fernsehen habe ich dann einen Bericht über die Komposttoilette gesehen. Die Komposttoilette soll umweltfreundlicher und ökologischer sein als eine Wassertoilette und geruchsneutral. Wer das alte Plumpsklo kennt, weiß daß es ziemlich stinkt. Da wir eine vernünftiges Klo für unseren Bauplatz brauchten hatten wir uns gleich für die Kompostoilette entschieden. Nach meiner bisherigen Erfahrung ist unsere Kompostoilette hygienisch, sauber und bequem und stinkt überhaupt nicht. Als Abdeckmaterial verwenden wir eine Mischung aus Erde/Kompost, Rindenmulch und Sägespänen.

Komposttoilette. Quelle: Wikipedia

Das Gutachten


Hier die Erklärung der Berhörde (Auszug):

Die Kompostverordnung‚ BGBI. ll 292/2001 i.d.g.F.‚ sieht in Anlage 1 Fäkalien nicht als zulässige Ausgangsstoffe für die Kompostierung vor. Die Kompostverordnung und die Richtlinie des Lebensministeriums sind als Stand der Technik für die Kompostierung in Analogie anzuwenden. Die Verordnung und die Richtlinie sehen eine gezielte Behandlung von organischen Materialien vor, was eine gezielte MischungsherstelIung‚ Einstellung des DIN-Verhältnisses. Einstellung des Wassergehaltes, eine Material- wendung und insbesondere eine Temperaturüberwachung vor. Die Temperatur- überwachung dient insbesondere zur Dokumentation des Rotteprozesses und zur Sicherstellung der Hygienisierung.
Die derzeitige Fäkalienbeseitigung entspricht daher nicht dem Stand der Kompostierung und der Abwasserentsorgung. Fäkalien. welche nicht dem Regime des Abwassers unterliegen sind als Abfall einer nachweislichen Entsorgung zuzuführen. Fäkalien sind der Abfallschlüsselnummer 95101 gemäß AbfaIlverzeichnisverordnung‚ BGBI. ll 570/2003 i.d.F. 498/2008. zuzuordnen.

Der Einspruch


Dies ein Auszug aus dem von mir verfassten Einspruch. Ich hoffe er macht halbwegs Sinn:

Im vorliegendem Bescheid schreibt die Bezirkshauptmannschaft, dass Fäkalien nicht in der Kompostverordnung BGBl II 292/2001 als zulässiger Ausgangsstoff angeführt ist. Erlaubt sind jedoch flüssige und feste tierische Ausscheidungen. In der Kompostverordnung sind Ausgangsstoffe erlaubt die in eine der beschriebenen Gruppen, wie z.B.: flüssige und feste tierische Ausscheidungen, (Anlage 1) fallen. Der Mensch (Homo sapiens) ist innerhalb der biologischen Systematik ein höheres Säugetier aus der Ordnung der Primaten. Es steht fest, dass der Mensch juristisch kein Tier ist, jedoch gilt dies nicht für die menschlichen Ausscheidungen. Diese unterscheiden sich nicht von tierischen Ausscheidungen und können tierischen Ausscheidungen gleichgesetzt werden. Da die menschlichen Ausscheidungen in die Gruppe der tierischen Ausscheidungen fallen, sind diese auch, wie tierische Ausscheidungen, als Ausgangsstoff zur Kompostierung zugelassen.

Der Vorgang der Kompostierung unserer Fäkalien erfolgt mit großer Sorgfalt. Eine Temperaturüberwachung findet nicht statt. Ob eine Temperaturüberwachung für eine Haushaltskompostierung vorgeschrieben ist, ist nicht klar. Die Kompostverordnung BGBl II 292/2001 richtet sich maßgeblich an gewerbliche Kompostierer und nicht an Individuen die Kompost in Haushaltsmengen herstellen. Eine Überprüfung der Qualität unseres Kompostes wurde nicht durchgeführt.

Durch den von uns hergestellten Kompost geht keine Gefahr für das Grundwasser aus. Aus der Richtlinie des BML:

Kompostrichlinie BLM

Werden Komposte entsprechend der Richtlinie „Stand der Technik der Kompostierung“(Amlinger et al., 2005) produziert, kann davon ausgegangen werden, dass Krankheitserreger für Mensch, Tier und Pflanze unschädlich gemacht worden sind. Für die Verwendung in der Landwirtschaft ist Kompost gemäß Kompostverordnungseuchenhygienisch unbedenklich, wenn in 50 g Probe Salmonella sp. nicht nachweisbar ist. Besondere Anforderungen für die Anwendung gibt es für Komposte aus tierischen Nebenprodukten (gemäß Verordnung (EG) Nr. 1774/2002) auf Weideland. Hier muss eine Wartefrist von drei Wochen zwischen Aufbringung und Beweidung eingehalten werden.

Des Weiteren ist festzustellen, dass Komposttoiletten weit verbreitet sind. Eine Suche mit Google ergibt 22000 Treffer. Eine große Zahl an Herstellern verkauft Komposttoiletten im deutschsprachigen Raum. Die Kompostierung von Fäkalien ist in keinem Gesetz oder einer Richtlinie in Österreich verboten. Es liegt daher im Öffentlichen Interesse die Kompostierung von Fäkalien von behördlicher Seite zu untersuchen und eine verbindliche Richtlinie zu veröffentlichen.

Alleine aus Gründen des Anstands und der Vernunft mussten wir gegen diesen Bescheid und die Strafe Einspruch erheben. Wer uns mit Informationen, Materialien oder Gutachten über die Legalität und Unbedenklichkeit der Kompostierung von Fäkalien unterstützen kann schickt bitte eine E-Mail an strawbale[at]meinstrohbellenhaus.at, oder benutzt das Kontaktformular. Wer sich für Komposttoiletten interessiert schaut einfach mal bei Google nach.

09 Oktober 2012

Erster Eintrag

Ökologisch Hausbauen und nachhaltig Leben

Das Ziel dieser Webseite ist Materialen und Erfahrungen zu sammeln, um allen Interessierten die Möglichkeit zu eröffnen ökologisch, nachhaltig und leistbar ein Haus zu bauen.

Ein Video sagt mehr als tausend Worte:

 

Wir, Karin Pammesberger und Andreas Chlache, verbinden dieses Ziel mit unseren persönlichen Erfahrungen, die wir beim Bau unseres Strohballenhauses machen. Wir haben uns endlich für ein Design und Konzept entschlossen und wollen noch diesen Herbst (2012), oder im Frühjahr 2013, mit dem Bau der Fundamente beginnen. Anhand unserer Erfahrungen möchten wir folgende Bauabschnitte beschreiben und zugänglich machen:

Jetzt fehlt nur noch eines. Warum ein Strohballenhaus? Die Antwort ist einfach. Sieh dir die hervorragenden Werte eines Wandaufbaus mit Strohballen an, bei einer Strohballenstärke von bloß 350 mm und je 4 cm Lehmputz:


Grafik:u-wert.net

Was kann vernünftiger sein als ein Haus aus Stroh, Lehm und Holz zu bauen, Materialen die direkt vor Ort zu Verfügung stehen, die den geringsten ökologischen Fussabdruck hinterlassen und alle modernen Dämmanforderungen erfüllen und günstig zu haben sind. Ich denke, das Strohballenhaus ist das Haus der Zukunft.

Diese Webseite ist für alle, die in einem Haus, und nicht für ein Haus leben wollen.

 

 

 

P.s.:

Und meinen Katzen muss es auch gefallen.